zur Statistik der evangelisch getragenen Angebote für Kinder und Jugendliche in Baden-Württemberg
Das Evangelische Jugendwerk hat in den Jahren 2005-2006 eine vielbeachtete Vollerhebung der Evangelischen Jugendarbeit in Württemberg durchgeführt. Deren Ergebnisse wurden für die Weiterentwicklung der Jugendarbeit des ejw aber auch für zahlreiche politische Prozesse und Entscheidungen des Landes Baden-Württemberg relevant. So wird die evangelische Jugendarbeit in der Expertise „Lage und Zukunft der Kinder- und Jugendarbeit in Baden-Württemberg“ (Prof. Rauschenbach, Deutsches Jugendinstitut, 2010) unter laufender Bezugnahme auf den Ergebnisband [Frieß / Ilg (2008): Evangelische Jugendarbeit in Zahlen] ausführlich gewürdigt. Da diese Expertise sowohl im Koalitionsvertrag der Landesregierung 2011-2016 als auch im aktuellen Eckpunktepapier zum Zukunftsplan Jugend Baden-Württemberg (Ministerratsbeschluss vom Juli 2012) als Leitpapier genannt wird, ist diese Form der Sichtbarkeit auch politisch von höchster Bedeutung. Daneben hat die ejw-Statistik 2007 auch auf Bundesebene, beispielsweise bei den Arbeiten an einer EKD-Bildungsberichterstattung sowie bei der Kinder- und Jugendhilfestatistik im Statistischen Bundesamt (unter Beteiligung des KVJS – Landesjugendamtes Baden-Württemberg) große Beachtung gefunden. Die Statistik erbringt zudem Grunddaten, die seither jeder Pressemeldung des ejw beigefügt und in der gesamten Öffentlichkeitsarbeit verwendet werden.
Da die Daten aufgrund der Bevölkerungsentwicklung und der dynamischen Veränderungen in der Jugendarbeit nicht mehr aktuell sind, soll mit einer neuen Erhebung die Entwicklung der Jugendarbeit in Württemberg untersucht werden.
Die erste Statistik wurde exklusiv vom ejw zusammen mit den Bezirksjugendwerken erstellt. Aufgrund des Erfolges und der hohen wissenschaftlichen Qualität sollen bei der nächsten Erhebung zusätzliche Merkmale abgefragt werden, die von weiteren Einrichtungen der Württembergischen Landeskirche und auch der Jugendarbeit der Badischen Landeskirche eingespielt werden.
Fragestellungen zu folgenden Arbeitsfeldern sind vorgesehen:
– Jugendarbeit (wie bisheriger Fragebogen), inklusive des weitgehend neuen Arbeitsfelds Jugendarbeit und Schule
– Kindergottesdienst
– Konfirmandenarbeit
– Kirchenmusik (Kinder- und Jugendchöre, Bands, Posaunenarbeit usw.)
Der Ausschuss für Bildung und Jugend der Landessynode hat am 15. Juni 2012 im Antrag 19/12 eine „Studie zum Themenbereich ‚Kinder in der Kirche‘“ beantragt und den Oberkirchenrat im Antrag gebeten, dafür im Haushaltsjahr 2013 Mittel vorzusehen. In der Begründung heißt es: „Traditionell hat die kirchliche Arbeit bei Kindern und Jugendlichen einen Schwerpunkt. Jedoch sind die verschiedenen Angebote bisher konzeptionell wenig abgestimmt und kaum miteinander vernetzt. Um Kinder auch künftig in Kirche und Gemeinde bzw. im Glauben beheimaten und ihnen entsprechende Angebote entwickeln zu können, müssen die Veränderungen in Gesellschaft, Familien, Bildungswesen und Kirchengemeinden wahrgenommen, Bedürfnisse erkannt und entsprechende Konzepte entwickelt werden“.
Die „Statistik 2013“ kann weite Teile der hier aufgeworfenen Fragen beantworten. Insbesondere entsteht durch die Gesamtwahrnehmung der Kinder und Jugendlichen erstmals die Möglichkeit, Muster und Typen zu erkennen. So kann beispielsweise erkannt werden, ob projektartige Angebote (z. B. Kinderbibelwochen) vor allem dort greifen, wo es eine kontinuierliche Arbeit gibt – oder ob Projekte und Dauerangebote eher komplementär zu sehen sind. Diese Form der Korrelations- und Clusteranalyse ist nur dann möglich, wenn einzelne Arbeitsfelder ihre Daten nicht separat erheben, sondern wenn die gesamte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auf einmal erhoben wird.
Für die Kirchengemeinden bedeutet jede statistische Erhebung Arbeit. Daher soll die „Statistik 2013“ so konzipiert werden, dass mit einer Onlineerhebung alle Arbeitsfelder beantwortet werden können. Eine nutzerfreundliche Online-Datenmaske vereinfacht die Erhebung vor Ort, vermeidet Fehler und spart Kosten für die Transkription von Daten. Synergien mit anderen Datenerhebungen (z. B. Daten aus dem Meldewesen, EKD-Statistik „Äußerungen des kirchlichen Lebens“, Zweite Studie zur Konfirmandenarbeit an der Universität Tübingen, Demografiedaten des statistischen Landesamtes) werden gesucht. Da die hier vorgeschlagene Statistik solide Daten hervorbringt, kann für weitere Statistiken ein Takt von ca. 6-7 Jahren beibehalten werden. In der Summe sind sowohl der Zeitaufwand vor Ort als auch die Kosten deutlich geringer, als wenn jedes einzelne Arbeitsfeld in kurzen Abständen eigene, zumeist nicht wissenschaftlich begleitete, Studien durchführt.
In wissenschaftlicher Hinsicht handelt es sich um eine Vollerhebung, bei der die Anzahl der non-responders durch gezielte Ansprache und nutzerfreundliche Gestaltung minimiert werden soll (Ziel: Rückmeldungen von 80-90 % aller Kirchengemeinden). Für die nicht rückmeldenden Gemeinden erfolgen zunächst weitere Kontaktaufnahmen. Kann eine Teilnahme auch dann nicht erreicht werden, werden die Ergebnisse gemäß dem 2007 erfolgreich konzipierten Verfahren gemäß der Jugendgemeindebevölkerung hochgerechnet.
Die Online-Erhebung soll mit dem darauf spezialisierten Dienstleister Firma SilverAge GmbH erfolgen, der auch die ejw-Statistik 2007 betreut hat. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch Prof. Dr. Friedrich Schweitzer sowie Dr. Wolfgang Ilg, Universität Tübingen. Die Projektorganisation wird unterstützt von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Frau Mareike Möhle (bis August 2013) und Herrn Peter Lehmann der Universität Tübingen.